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Gasthaus " Zum Löwen" in Reihen
ein alter Familienbesitz
von Hildegard Uhler
Wer erbaute das Gasthaus "Zum Löwen?"
Beim Betrachten des verzierten Türsturzes ist deutlich
die eingehauene Jahreszahl 1728 zu erkennen. Es ist das Erbauungsjahr.
Im Schild sind eine Brezel, ein früher üblicher Spitzweck und
ein länglicher Weck ähnlich den heutigen zu sehen. Es ist bekannt,
daß in vielen Orten die Bäckermeister diesen Schild, von zwei
Löwen gehalten, an ihrem Haus oder in ihrem Siegel hatten oder noch
haben.
Aus der im Familienbesitz befindlichen Familienchronik
kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden, daß der
Erbauer des Gasthauses der Schultheiß Johann Georg Rupp war.
Die Familie Rupp ist in Reihen ein alteingesessenes Geschlecht,
denn ein Rupp steht schon auf der 1. Seite des Standesbuches vom Jahr 1650
. Und schon im Jahr 1560 war ein Rupp Stiftsschultheiß in Sinsheim.
Der Vater Jonas Rupp schickt den begabten Sohn
in die Bäckerlehre nach Heidelberg. Der 19-jährige schreibt:
"Anno
1715 bin ich bei einem Bäcker Handwerker aufgedungen worden. Mein
Lehrmeister war Phillip Lorenz Sauerbrunn Weißbäcker, Handwerksmitmeister
zu Haydelberg und gelernt 2 Jahre und 1/2"
Er kommt als Geselle zurück und heiratet mit 25
Jahren. Ein Jahr später schreibt er: "Anno 1722 den 15. April bin
ich auf dem Rathaus zu einem Schultheißen allhier erkiesen
und erwählt worden und von Herrn Amts-Keller Johan
Carl Volmar einer ganzen Gemeind vorgestellt worden."
Es muß eine markante Persönlichkeit
gewesen sein, daß ihm mit 26 Jahren ein solches Amt übertragen
wurde, das er ein Leben lang innehatte (34 Jahre). 1728 kommt das 3. Kind
zur Welt und sicher brauchte er Platz für seine wachsende Familie.
So ist es nicht verwunderlich, daß er ein Haus baut, sicher mit kräftiger
finanzieller Unterstützung des begüterten Vaters (Ersichtlich
aus dem "Reyener Schatzungsbuch 1713“ /Archiv des Stiftes Sinsheim).
Aus dieser Zeit gibt es auch (Archiv)
Ein Hofreyden (Areal) Beschreibung zur
7. Hub zum Stift gehörig ein
wohlgebautes zweistöckiges Wohnhaus
Scheuer und Garten beim Brückentor
stoßt vorne auf die Allmend oder Land-
straße Inhaber Georg Rupp allein.
Nach seinem Tod 1760 führt sein Sohn Dietrich
Rupp das Handwerk seines Vaters weiter.
"Nach altem Brauch erhielten die Bürgerstöchter
am Neujahrstag einen Weck.
Bäckermeister Dietrich
Rupp
liefert diese für 33 Xer (Kreuzer). Desgleichen
wurde an die
Schulkinder aller 3 Religionen zum Osterexamen
für
2 Gulden 30 Kreuzer Weck ausgeteilt."
1761 (Ein Jahr nach dem Tod des Vaters) wird dem Hoferben
mit Nachdruck bedeutet, die Schildgerechtigkeit einzuführen. Da sie
nicht umsonst zu haben ist, weigert er sich vehement, gibt aber schließlich
dem Drängen nach.
Aus der Namensgebung "Zur gelben Brezel" jedoch (Vorschlag)
wird schließlich der Wirtshausnamen "Zum goldenen Löwen", sind
doch diese zwei Löwen im Schild über dem Türgestell zu sehen
und gleichzeitig Ausweis des Bäckerhandwerks.
War die Wirtschaft seines Vaters bisher eine "Strauß"-Wirtschaft
(Geöffnet von Oktober - Februar), so darf er jetzt ganzjährig
bewirten und Übernachtungen tätigen. Er ist Hoferbe: Landwirt,
Gastwirt, Bäckermeister und "Churpfälz. bestellter meritierter
Gerichtsschreiber und Kirchenvorsteher in Reyhen" (1771 im lutherischen
Kirchenbuch).
Er und seine Nachkommen führen die Familienchronik
weiter. Sein Enkel Johann Georg Rupp (geb. 3.11.1802) wird erst Löwenwirt.
Er schreibt "Anno 1831 hat mir mein Pfettrich (Taufpate) Johann Georg
Rupp, sein Haus und Gasthaus zum Löwen übergeben um 1300 Gulden."
Diesem Pfettrich waren 3 Kinder geboren und nacheinander gestorben, so
daß er kinderlos blieb.
Dieser "neue" Löwenwirt schreibt: "Nur noch 2
liebe Kinder Heinrich und Amalie Luise Rupp sind am Leben, die übrigen
5 Geschwister mit der Mutter sind in die Ewigkeit gegangen." Diese
Tochter heiratet 1867 einen Heinrich Uhler, während der Bruder Heinrich
als Löwenwirt, Bierbrauer und Landwirt das Erbe weiterführt.
Seine Tochter Susanne Amalie heiratet am 15.7.1886 Jakob Uhler. Er wird
Löwenwirt (Lewert) und nach ihm sein Sohn Jakob Uhler, der Alt-Löwenwirt,
der Vater des jetzigen Besitzers.
Der Löwen = ein Familienbetrieb
Was wäre dieser Betrieb ohne die Frauen, ohne ihren
Einsatz, ihre Arbeit und Mühe? Über Jahrhunderte hinweg waren
sie es, die mitgetragen und das Erbe erhalten haben. Was es bedeutete,
wenn eine Frau durch den Tod herausgerissen wurde, das hat der Schultheiß
Rupp an sich erfahren und für manche seiner Nahkommen in der Familienchronik
festgehalten: "Den 7. January 1735 nachts um 12 Uhren hat mir der allerhöchste
Gott meine liebe Hausfrau Eva Juliana nach ausgestandener 7-tägiger
Krankheit, nachdem sie auf das neue Jahr mit zugestoßenem Frost und
Hitze geleget worzu die Güchter und Steckfluß (wahrscheinlich
Lungenentzündung) op kommen, sich geleget von dieser Zeitlichkeit
in die Ewigkeit, mich aber mit 3 Kindern in den betrübten Witwenstand
gesetzt." 31 Jahre war sie alt und es verwundert nicht, daß er
trotz seines Elends nach einem halben Jahr mit 39 Jahren wieder heiratet,
um seinen vielen Pflichten nachzukommen.
Der Familienbetrieb ist bis heute erhalten geblieben.
Jeder, der darin arbeitet, weiß etwas von der Mühe, die Gasthöfe
dieser Art prägt. Und doch ist auch ein Wissen, daß es hier
etwas zu erhalten lohnt, was Generationen vorher erhaltenswert fanden.
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Hildegard Uhler |